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Schuld sind die Hormone: wie die Botenstoffe unser Leben bestimmen

Hormonen wird in vielen Alltagssituationen gerne die Schuld zugeschoben: wenn sich Teenager besonders irrational benehmen, Frauen kurz vor der Periode emotional sind oder Männer Macho-Allüren an den Tag legen. Und natürlich haben gerade die Sexualhormone Östrogen und Testosteron Auswirkungen auf diese Gemütszustände. Hormone bestimmen das Leben und Wohlbefinden eines Menschen jedoch weit darüber hinaus und steuern zahlreiche Körperfunktionen. Geraten sie aus dem Gleichgewicht, kann dies erhebliche gesundheitliche Folgen haben.

Wo werden Hormone erzeugt?

Erzeugt werden die Botenstoffe in den verschiedenen Drüsen des Körpers, wie auch in den Zellen selbst:

  • Im Gehirn in der Hypophyse/Hirnanhangsdrüse sowie im Hypothalamus
  • In der Schilddrüse sowie in den Nebenschilddrüsen
  • In den Nebennieren
  • In den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse
  • In den Keimdrüsen der Hoden und Eierstöcke
  • In anderen Zellen wie beispielsweise im Magen-Darm-Trakt

Generell unterscheidet man endokrine Drüsen und exokrine Drüsen: endokrine schütten die Hormone in die Blutbahn aus, exokrine Drüsen wie Schweißdrüsen, Speicheldrüsen und Milchdrüsen schütten sowohl Hormone wie auch andere Stoffe in Bahnen aus, wobei die Bauchspeicheldrüse sowohl endokrine wie auch exokrine Funktion besitzt.

Welche Funktionen haben Hormone?

Hormone werden auch Botenstoffe genannt und tun genau das: sie übermitteln Signale an die Köperzellen und helfen diesen miteinander zu kommunizieren, wodurch sie in der Lage sind zahlreiche Prozesse zu regulieren. Was die optimale Einstimmung der Hormone auf den Körper so wichtig macht, ist, dass sie je nach Bedarf in unterschiedlicher Menge ausgeschüttet werden. Man denke hierbei an wichtige und gemeinhin bekannte Hormone wie Insulin zur Regelung des Blutzuckerspiegels, Hormone zur Regelung der Schilddrüsenfunktion, aber auch Glücks- und Stresshormone wie Adrenalin, Dopamin oder Kortisol.

Die Funktion der Hormone hat zudem oftmals Einfluss auf Regionen im Körper, die nicht an der Produktion beteiligt sind. Man denke beispielsweise an Serotonin, das im Magen-Darm-Trakt produziert wird, gleichzeitig aber Stimmung, Schlaf, Appetit sowie das Gedächtnis und die Lernfähigkeit beeinflusst.

Bekannte Hormonstörungen und ihre Folgen

Das optimale Funktionieren der Drüsen und eine entsprechende Hormonproduktion ist extrem wichtig. Werden falsche Botschaften an die Zellen übermittelt, kann dies nicht nur gesundheitsschädlich sein, sondern sogar tödliche Auswirkungen haben.

Insulin

Eine der am weitesten verbreiteten und bekanntesten Hormonstörungen ist die Zuckerkrankheit Diabetes Mellitus. Das Hormon Insulin hat dabei die Aufgabe, Zucker vom Blut in die Zellen zu befördern, wo er der Energiegewinnung dient. Je nachdem, wieviel Zucker im Blut befindlich wird, wird eine entsprechende Menge Insulin ausgeschüttet, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird.

Problematisch ist, wenn diese Regulierung gestört ist: wird zu wenig oder gar kein Insulin produziert, kommt es zum erhöhten Blutzuckerspiegel. Der Gegenspieler von Insulin ist Glukagon, das den Blutzuckerspiegel hebt – ist die Produktion gestört, kann es zu Unterzucker kommen.

Sexualhormone

Östrogen und Testosteron sind die wichtigsten Sexualhormone, die vor allen in den Eierstöcken und Hoden, jedoch auch in anderen Zellen produziert werden. Aus diesem Grund produzieren auch Männer ein Maß an Östrogen und Frauen ebenfalls Testosteron. Bekanntlich steigt die Produktion im Teenageralter an, was bei Mädchen zum Einsatz der Periode und Bildung der Brust führt, bei Jungen zum verstärkten Haarwuchs und einer tieferen Stimme.

Sport

Interessant ist jedoch auch der Rückgang der Produktion, was in beiden Geschlechtern die Reproduktionsfähigkeit beeinflusst. Männer produzieren schon ab dem Alter von 30 Jahren weniger Testosteron, wobei der Spiegel jährlich um etwa ein Prozent sinkt. Neben Stress und anderen beeinflussenden Lebensfaktoren wie Alkoholkonsum, Ernährung und Nikotingenuss gehört die verringerte Testosteronproduktion zu den wichtigsten Ursachen für Erektionsstörungen.

Schilddrüsenhormone

In der Schilddrüse werden die Hormone T3, T4 wie auch Kalzitonin produziert, wobei T3 (Trijodthyronin) und T4 (Tetrajodthyronin) deren Funktion regulieren. Der Bedarf im Körper verändert sich ständig, die Bereitstellung hängt dabei von Botschaften aus der Hirnanhangsdrüse ab, die signalisiert, wieviel T3 und T4 in der Schilddrüse produziert werden muss.

In der Medizin bekannt sind dementsprechend:

  • Eine Überfunktion der Schilddrüse: werden zu viele Hormone produziert, kommt es schnellerem Herzschlag, höherem Puls, oftmals Gewichtsverlust und Nervosität sowie anderen negativen Begleiterscheinungen
  • Eine Unterfunktion der Schilddrüse führt zu Müdigkeit, Lethargie, niedrigem Puls, oftmals auch Gewichtszunahmen und Depressionen, sowie eine Reihe weiterer Beschwerden.

Glücks- und Stresshormone

Diese Hormone beeinflussen nicht nur den Gemütszustand, sie sind sogar lebenswichtig:

  • Adrenalin löst nicht nur den Aufregungszustand in der Achterbahn oder beim Ansehen von Horrorfilmen aus. Noradrenalin wird auch bei Stress, Erschöpfung und Schock freigesetzt und erhöht die Herzfrequenz, die Blutgefäße verengen sich. Der Botenstoff hilft dabei schnell zu reagieren und möglicherweise Entscheidungen zu treffen, die das Leben retten.
  • Endorphine werden nicht nur ausgeschüttet, wenn man im Lotto gewinnt oder andere freudige Erregungen verspürt. Sie helfen vor allen dabei Extremsituationen zu überwinden, indem sie beispielsweise Schmerzen reduzieren und körpereigene „Opiate“ liefern.
  • Oxytocin sorgt für die Bindung zwischen Menschen, macht sich jedoch nicht nur in romantischen Momenten bemerkbar, sondern löst beispielsweise die Wehen vor der Geburt aus. Das Hormon hilft auch nach der Geburt dabei die Bindung zwischen Mutter und Neugeborenem herzustellen und kurbelt die Milchproduktion in den Brustdrüsen an – zumindest in vergangenen Zeiten notwendig fürs Überleben des Säuglings.
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